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AutorenbildChristine Dicker

Was sagst Du zur Ambiente?

Aktualisiert: 13. Feb. 2019

- CATEGORY: TRENDS -


 


Heute geht in Frankfurt die Ambiente 2019 zu Ende. Wir von tischgespraech.de – Christine Dicker und Hartmut Kamphausen - haben uns nach den ersten vier interessanten Messetagen schon einmal über die diesjährige Veranstaltung ausgetauscht:

Liebe Christine, nach vier Messetagen in Frankfurt: Was ist Dein erstes Fazit von der Ambiente, gibt es eine große, signifikante Entwicklung?

Ja: Immer mehr Unternehmen stellen nicht mehr das Produkt in den Vordergrund, sondern die Geschichte, die dahinter steht. Storytelling ist ein großes Thema – so zum Beispiel bei Wüsthof, die übrigens einen tollen neuen Auftritt vorgelegt haben. Hier ist die Story die Freude am Schneiden und nicht mehr die technischen Daten eines Messers. Auch bei Gräf spielt das Thema Schneiden eine große Rolle – Kompaktwissen dazu dazu liefert das Unternehmen mit Slicedkitchen, dem Handbuch der feinen Schnitte. Oder bei Alfi: Outdoor-Erlebnisse werden noch schöner mit dem passenden Equipment. Es gibt noch viele weitere Beispiele. Ich persönlich finde diese Entwicklung sehr gut. Der Handel kann dem Kunden wieder viel mehr erzählen.

So wenig wie bei den Preisen wollen wir natürlich auch beim Storytelling nicht auf dem Basar und bei den Märchenerzählern landen. Welche Themen sind wichtig?

Eines, das mir persönlich sehr am Herzen liegt, ist das Thema Ernährung. Leider wird immer weniger gekocht, das Zubereiten von Essen muss schnell gehen, Convenience-Produkte sind auf dem Vormarsch. Hier muss sich grundlegend etwas ändern – ein selbst zubereitetes Gericht ist einfach gesünder als das aus der Tiefkühltruhe. Die Meal-Prep-Bewegung geht für mich in die richtige Richtung. Ernährung ist einfach ein Thema, das in die Schulen gehört! Eine Fastfood-Generation wird weder hochwertige Töpfe & Co. kaufen noch Tischkultur zelebrieren.

Zweites wichtiges Thema: Die Maker-Bewegung! Er steht für handwerklich geprägte Produkte, die Wertigkeit und Einzigartigkeit ausstrahlen. Nachhaltigkeit – das dritte Thema – folgt aus diesem Thema unweigerlich.

Die Messe ist für die Aussteller DER Platz zur Inszenierung der Marke. Welche Entwicklungen hast Du hier beobachtet?

Die Marken werden in Lebenswelten inszeniert, das war zum Beispiel bei Fissler gut zu beobachten. Es stellt sich nur die Frage, wie der Handel das in seinen Fachgeschäften umsetzen kann. Hersteller bieten viele Module, um ihre Marken optimal im Geschäft zu positionieren, ich kenne aber viele Fachhändler, die genau das nicht wollen. Sie sehen sich selbst als Marke und schaffen ihre eigenen Präsentationen.

Und was ist Dir aufgefallen, lieber Hartmut, Du warst ja auch vier Tage unterwegs?

Natürlich zunächst einmal, dass ich mich durch die neue Hallensituation neu orientieren musste. Aber ich kann sagen, mir hat die neue Struktur gut gefallen und auch die meisten Aussteller zeigten sich zufrieden damit. Thematisch wird der Dauerbrenner online versus stationär auf Aussteller- und Besucherseite intensiv weiter diskutiert, obwohl ja die strikte Trennung längst obsolet ist. Je nach Produktsegment und Positionierung, Vertriebsausrichtung und Markenbekanntheit sind die Ansätze, die von den Lieferanten gefunden werden, mit der Dynamik der Preisgestaltung umzugehen, natürlich unterschiedlich. Es ist aber zu sehen, dass sich viele intensiv damit beschäftigen, klassische Handelsformen zu unterstützen und das freie Spiel der Kräfte doch ein wenig zu beeinflussen. Gleichzeitig zeigen sich deutliche Zeichen für die weitere Digitalisierung auch des stationären Fachhandels.

Das ist in anderen Branchen ja auch so, aber welche hast Du hier konkret gesehen?

Exemplarisch dazu zwei Punkte: Konzepte, die Theke zu verlängern und mit teilweise so genannten Brandstores zu arbeiten, werden von verschiedenen Marken speziell für den Fachhandel angeboten. In die PoS-Präsentation sind dabei beispielsweise Tablets eingebunden, über die Produkte, die nicht im Regal stehen, geordert werden können, die an der Kasse des Händlers bezahlt und vom Lieferanten direkt zum Konsumenten geschickt werden. Nicht neu, werden vielleicht einige sagen, auf jeden Fall hilfreich, lässt sich dem entgegnen. Wie eine umfangreiche Digitalisierung des PoS aussehen kann, hat wieder der Point of Experience gezeigt, der auch in diesem Jahr nach Auskunft von Nikolai Gruschwitz sehr hohes Interesse und eine ausgesprochen positive Resonanz hervorgerufen hat.

Und Punkt zwei?

Dabei handelt es sich um das Thema Daten und Bestellprozess. Die neue Bestellplattform Nextrade, die während der Messe vorgestellt wurde, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, die Prozesse rund um die Ware für den Handel - und auch für die Lieferanten - zu beschleunigen und Prozesskosten zu reduzieren. Mehr dazu hier.

Es geht aber auf der Messe, liebe Christine, um Produkte. Gibt es dabei Trends, die Du als in der nächsten Zeit stilbildend ansiehst?


Nachhaltigkeit ist für mich das prägende Thema – dem ordnen sich meiner Meinung nach alle Trends unter. Hersteller von Kunststoff-Produkten bieten zum Beispiel Bio-Kunststoffe an, wie Koziol mit seinem Organic Material. Was mir persönlich immer Spaß macht, das sind die vielen kleinen Accessoires, die im Haushalt den Spaßfaktor erhöhen. Sei es der Silikonschwamm von Kuhn Rikon, der Whacker von Gefu zum Zerteilen vom Hackfleisch in der Pfanne oder das Aroma Ei von Rösle. Sehr schön ist auch was auf dem gedeckten Tisch stattfindet: Mix + Match ist back. Aber ganz anders als zuvor: Es ist ein Spiel mit verschiedenen Materialien wie Steingut und Porzellan, Formen, Glasuren und Farben. So entstehen sehr lebendige starke Tische, gut zu sehen bei ASA oder auch bei Kahla. Beeindruckt hat mich bei Villeroy & Boch Manufacture Rock, auch Junto von Rosenthal ist klasse. Prägnant war auch die in vielen unterschiedlichen Zusammenhängen anzutreffende Verwendung von Holz, oft in Kombination mit anderen Materialien. Ein wenig überfordert hat mich zugegebenermaßen das Thema Coffee-to-Go, hier ist das Angebot so riesig wie sinnvoll. Ich für meinen Fall war auf jeden Fall froh, bei einer Tasse Kaffee ein Tischgespräch zu führen.

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