- HINTERGRUND -
Bei Städter hat sich in diesem Jahr viel getan: Der bisherige Inhaber und Geschäftsführer Peter Städter hat sein Unternehmen an Investoren verkauft, als Geschäftsführer ist Volker Voss eingestiegen. Ich habe ihn in Leipzig auf der Cadeaux getroffen, meine Fragen zur zukünftigen Ausrichtung des Unternehmens hat er mir schriftlich beantwortet.
tischgespraech.de: Herr Voss, Sie sind seit Juli diesen Jahres Geschäftsführer von Städter. Das Unternehmen, das lange im Besitz von Peter Städter war, wurde zudem an Investoren verkauft. Sagen Sie mir bitte etwas zur neuen Struktur?
Volker Voss: Peter Städter war es sehr wichtig, sein Unternehmen an jemanden zu verkaufen, der das Unternehmen mit allen Mitarbeitenden am Firmensitz in Allendorf weiter betreibt. Ebenso war ihm wichtig, dass wir weiterhin ein verlässlicher Partner des Europäischen Fachhandels bleiben.
Beides haben die neuen Eigentümer eins zu eins umgesetzt. Auch meine Personalie ist letztlich auf den Wunsch von Peter Städter zurückzuführen. Wir kennen uns viele Jahre als Marktbegleiter in der Branche, was auch die Eigentümer überzeugt hat, mir das Unternehmen operativ anzuvertrauen.
tischgespraech.de: Ein Familienunternehmen, das nun von einem externen Geschäftsführer geführt wird und neue Inhaber hat – wie geht es der Belegschaft damit? Wie führen Sie, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen?
Volker Voss: Sie haben schon ganz recht, dass es für die Mitarbeitenden eine enorme Umstellung ist, wo doch viele im Haus lange Weggefährten der Familie Städter sind und teilweise sogar noch unter der Gründerfamilie gearbeitet haben. Meine wichtigste Aufgabe sehe ich darin, evtl. Angst und Unsicherheit zu nehmen, indem ich sehr offen erkläre, wo wir in der Zukunft hinwollen und warum.
Dies geschieht durch viele persönliche Vier-Augengespräche und die enge Einbindung der Führungsmannschaft in die Zukunftspläne unseres Unternehmens. Teile davon werden auch von den Mitarbeitenden selbst mit beeinflusst und gemeinsam entschieden. Die Unternehmensvision wird vorab mit den Eigentümern erarbeitet und dann dafür „Werbung“ im Unternehmen gemacht.
Eigentlich sind wir weiterhin ein Familienunternehmen, wenngleich auch nicht im bekannten Sinne. Nun stehen mit den neuen Gesellschaftern zwei Familien hinter uns, aber die sind genauso langfristig orientiert wie zuvor.
tischgespraech.de: Wie sieht es mit der Digitalisierung aus?
Volker Voss: Das ist vermutlich in jedem Unternehmen eine dankbare Fragestellung. Auch bei Städter gibt es hier noch viel zu tun und wir haben die ersten Schritte bereits noch zusammen mit Peter Städter eingeleitet. Wir sehen noch Potenzial bei unserer Webseite und unserem Webshop, auch beginnen wir mit spannenden Experimenten, getrieben von unseren jüngeren Teammitgliedern. Bei all dem wollen wir allerdings auch den Kern unserer Marke erhalten, den Fokus auf Langlebigkeit und Qualität und unsere Partner im Handel unterstützen. Wir können allein schon im Sinne der Nachhaltigkeit kein Geschäft werden, dass sich dem schnellen Konsum unterwirft und einzelne Ausstecher auf Amazon verkauft.
tischgespraech.de: Städter bietet ein großes Sortiment rund ums Backen. Was wird sich hier tun? Erzählen Sie bitte, was Sie verändern wollen.
Volker Voss: Zunächst einmal kann ich feststellen, dass Peter Städter und sein Team in den letzten Jahre eine sehr stabile Marke für „die bunte Welt des Backens“ aufgebaut hat. Zu den Stärken der Marke zählt unter anderem unser tiefes und qualitativ hochwertiges Sortiment. Unsere Kundschaft wird sich auch in Zukunft auf diese Attribute verlassen können.
Gleichzeitig sehen wir aber im Sortiment eines der Hebel, durch den wir die wirtschaftlich herausfordernden Zeiten (Konsumzurückhaltung) meistern können. Natürlich fragen wir uns, auf welche Artikel können wir in der Zukunft verzichten und welche sollten wir unbedingt ins Sortiment aufnehmen? Das muss nicht immer zwingend ein reiner Backartikel sein, sondern er muss zu unserer Marke passen und muss im weitesten Sinne mit Backen/ Genuss zu tun haben. Denkbar sind auch Aktionsaktivitäten außerhalb unseres bisherigen Kern-Sortimentes. So planen wir z.B. eine Aktionsaktivität, die wir intern „Summer in the City by Städter“ nennen. Es geht also nicht pauschal um Veränderung, sondern um eine Evolution unseres bisherigen Angebotes. Unsere Kunden dürfen gespannt sein!
tischgespraech.de: Städter hat sein Sortiment in drei Bereiche strukturiert. Erzählen Sie bitte, wofür diese stehen und ob sich auch hier etwas verändern wird.
Volker Voss: Ausstechen, Backformen und Backhelfer meinen Sie bestimmt.
Bei Ausstechern haben wir vermutlich eines der breitesten Angebote im Markt. Diese Kompetenz wollen wir natürlich erhalten und weiter ausbauen. Auch sind die Margen für den Handel bei unseren Ausstechern überdurchschnittlich, wie mir unsere Kunden berichten. Das wollen wir auch in der Zukunft bieten.
Bei Backformen gibt es eine Vielzahl von Anbietern und die Markierung der Marke Städter stellt uns vor enorme Herausforderungen. Auch hier wollen wir nicht stehen bleiben und werden die möglichen Technologien für die „Antihaft-Beschichtung“ aufmerksam verfolgen.
Auch der Bereich der Backhelfer wird weiterhin eines unser Kernbereiche im Sortiment bleiben. Auch hier geht es darum zu prüfen, welche Produkte sinnvollerweise ergänzt- oder herausgenommen werden.
tischgespraech.de: Gibt es auch neue Ansätze bei der Zusammenarbeit mit dem Handel?
Volker Voss: Die Zusammenarbeit mit dem Handel wird sich in der Zukunft nicht unterscheiden von der Vergangenheit. Weiterhin sind wir in der Kernausrichtung der Marke Städter auf den Fachhandel fokussiert. Ob oder wie wir einmal die Vertriebskanäle in andere Bereiche ausweiten, kann ich heute noch nicht seriös sagen. Immerhin bin ich auch erst ein paar Monate im Haus tätig. Klar ist jedoch, dass wir mit der Marke Städter im Fachhandel unseren Schwerpunkt haben und halten.
Um dies zu unterstreichen, haben wir seit Juni 2024 wieder eine Konditorin (Meisterin!) ins Unternehmen geholt, die für Schulungen für und bei unseren Fachhandelskunden zur Verfügung steht. Das ist sicherlich eines der USP‘s, die für die Marke Städter spricht.
tischgespraech.de: Wie stark ist Städter im Ausland vertreten?
Volker Voss: Wir verkaufen unserer Ware in ungefähr 40 Ländern auf der Welt. Einerseits sind da noch viele Länder unbearbeitet, die ähnliche Backgewohnheiten pflegen, wie wir in Europa. Andererseits werden wir auch in den schon belieferten Ländern unser Wachstumspotential prüfen und gegebenenfalls Maßnahmen einleiten, dieses auch auszuschöpfen. Wir denken, in der Welt wird zu wenig gebacken! Und das wollen wir natürlich ändern
tischgespraech.de: Und noch eine letzte Frage – wir leben in herausfordernden Zeiten. Wie geht es dem Unternehmen?
Volker Voss: Das wirtschaftliche, geopolitische und politische Umfeld hilft uns im Moment nicht weiter, wenn es um die Steigerung der Konsumausgaben in Deutschland und Europa geht. Dies spüren unsere Händler und damit auch wir. Im Ergebnis bedeutet es, dass wir noch mehr Anstrengungen unternehmen müssen, um die Verbraucher zu überzeugen, sich ein Städter-Produkt zu kaufen.
Klar ist, dass wir das nur mit ehrlichen und preisgerechten Produkten erreichen können. Diese Challenge nehmen wir gerne an.
Um Ihre Frage konkret zu beantworten: Das Jahr 2024 ist in vielerlei Hinsicht eine Zäsur für die Firma Städter. Auch wenn der Führungswechsel gut geklappt hat, so ist es kein Business-as-usual. Dazu ein Markt, der bestenfalls stagniert und auch viele unserer heutigen Bemühungen brauchen Vorlaufzeit, die über das Jahr 2024 hinausgehen. Es ist eine der Freuden meines Jobs zu sehen, dass wir hier alle von den Gesellschaften bis zum Team an einem Strang ziehen, um - auch ganz im Sinne der Familie Städter - das Unternehmen durch die anspruchsvollen Zeiten zu bringen und auf die nächsten 50 Jahre zuzugehen.
tischgespraech.de: Herr Voss, danke für das Gespräch!