- HINTERGRUND -
Backen kann er zwar nicht, der Peter Städter. Aber Kuchen, den isst er dennoch fast täglich. Aus der Backstube seines Unternehmens, der Städter GmbH. Das feiert in diesem Jahr den 50. Geburtstag, und Peter Städter ist auch schon 32 Jahre dabei. Obwohl er eigentlich nur mal sechs Monate aushelfen sollte. Das alles und noch einiges mehr hat er mir in einem langen Telefonat erzählt.
tischgespraech.de: Herzlichen Glückwunsch, Herr Städter! Ihr Unternehmen wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Wie feiern Sie?
Peter Städter:Wir feiern mit speziellen Aktionen für den Fachhandel, dazu gehören zum Beispiel Messerabatte, mit denen wir jetzt schon im Januar auf allen Regionalmessen gestartet sind, im Sommer und Herbst geht es auf den entsprechenden Messen weiter. Diese Aktionen kündigen wir dem Fachhandel vorher an.
Wir waren zwar nicht auf der Ambiente, haben aber für alle Direktbestellungen, die in dem Zeitraum, in dem die Messe stattgefunden hat, bei uns eingegangen sind, ebenfalls diesen Messerabatt gewährt. Die Akzeptanz unserer Messerabatte war sehr gut – die 10 % haben gut funktioniert. Wir haben das auch entsprechend angekündigt, über den Außendienst und unsere Newsletter. Dann haben wir rund ums Jubiläum noch spezielle Artikel aus der Serie „We love baking“ lanciert. Dazu gehören die gängigste Springform mit 26 cm Durchmesser, ein Teigschaber, ein Kochlöffel und ein Aufbewahrungsbeutel.
Dann bieten wir noch Schaufensteraktionen, d.h. Warenpakete zu speziellen Einkaufskonditionen an mit Verkaufshilfen und Materialien. Und für Aufträge zu Weihnachten gibt es noch einmal eine Sonderaktion: Auf alle Orders, die den Schwerpunkt Weihnachtsartikel haben und im Zeitraum vom 1.1. bis 30.6. platziert werden, gibt es einen Sonderrabatt von 10 % und eine Valutierung auf diesen einen weihnachtslastigen Auftrag. Damit wollen wir erreichen, dass frühzeitige geordert wird.
Aber damit noch nicht genug: Wir fahren übers Jahr auch verschiedene POS-Aktionen rund um die Themen Brot, Fingerfood und Garnieren. Das streuen wir übers Jahr. Zum Jubiläum gehören auch Neuheiten wie neue Motive bei den Ausstechformen, neue Backformen und einige Zubehörartikel aus dem Bereich Backen und Küche. Das ist das, was wir für den Fachhandel tun. Im Sommer werden wir zudem mit unseren Mitarbeitern und dem Außendienst, die ja alle massiv zu unserem Erfolg beigetragen haben, am Firmensitz feiern,
tischgespraech.de: Bei einem runden Geburtstag blickt man normalerweise zurück – wie alles angefangen hat, was die wichtigsten Stationen waren. Wollen Sie mir einen kurzen Überblick geben?
Peter Städter:Der wichtigste Schritt war, dass meine Eltern die Grundlage für all das gelegt haben. Sie hatten das richtige Gespür für das Thema Backen – und Anfang der 70er gab es dazu noch nicht so viel. Sie haben das Potential erkannt. Das war die Ausgangssituation.
Ein ebenfalls wichtiger Schritt waren in den 8oer Jahren die Gründung der Backschule und die Etablierung der Workshops. Wir haben schon relativ früh Kurse für Endverbraucher angeboten. Außerdem wurde zu dieser Zeit auch der Außendienst aufgebaut, zuerst in Deutschland, Mitte/Ende der 90er dann auch in Westeuropa – in der D-A-CH-Region, Italien, den Beneluxländern sowie in Skandinavien. Darüber hinaus wurde das Sortiment ausgebaut – auf mehr als 800 Motive bei den Ausstechformen, neue Backformen, Backzubehör und Küchenhelfer.
Anfang der 90er haben wir dann die ersten Produktkataloge in Farbe sowie Verkaufsmaterialien für den Fachhandel vorgestellt. Auch die ersten Messen haben wir in der Zeit gestartet, angefangen hat es mit der Ambiente, dann kamen die regionalen Einkaufsveranstaltungen dazu. Da hat sich schnell gezeigt, dass das die perfekte Bühne ist, um unser breites Sortiment zu zeigen, neue Kunden zu gewinnen.
1992 bin dann ich ins Unternehmen eingestiegen, bis dahin hatten das meine Eltern alleine gemacht. Eigentlich bin ich ja Dipl. Ing. der Elektrotechnik. Mein Vater hat mich gebeten, für sechs Monate auszuhelfen – daraus sind mittlerweile 32 Jahre geworden. Mitte der 90er Jahre haben wir dann unsere Prozesse optimiert, wie die Fertigung und Montage, die Logistik, die Produktentwicklung und die EDV. Und wir haben mehr Mitarbeiter eingestellt. Außerdem haben wir die Ausstechformen auf Edelstahl umgestellt und damit vielfältigere Einsatzmöglichkeiten geschaffen. Das Weißblech, das wir vorher verwendet hatten, rostet ja, das tut Edelstahl nicht, sprich, auch im DIY-Bereich kann es damit verwendet werden. Man kann damit andere Werkstoffe bearbeiten. Auch heute noch sind wir stark im Kreativbereich.
Übrigens, und das möchte ich hier noch einmal hervorheben: Unser Fokus lag immer auf dem Fachhandel, und der steht auch heute noch ganz oben. Wobei natürlich noch andere Handelsformen dazugekommen sind.
Aber zurück zu den wichtigsten Stationen: Mitte der 90er Jahre haben wir Food- und Convenience-Produkte wie auch Backmischungen, Speisefarben und Streudekore ins Sortiment aufgenommen. Alles, was man braucht, um Torten, Plätzchen und Kuchen schöner zu machen. Also Produkte zum Backen wie auch zum Garnieren.
Ende der 90er-Jahre sind wir dann mit den Workshop-Schulungen für den Fachhandel gestartet. Inhalt dieser Kurse beim Fachhandel war und ist die Warenkunde, der Umgang mit und die Pflege der Produkte. Das haben wir am Standort wie auch beim Fachhandel vor Ort durchgeführt.Das Angebot wurde sehr gut angekommen – wir hatten teilweise bis zu drei Konditoren, die für uns unterwegs waren. Das kommt nach Corona langsam wieder und hat uns immer ermöglicht, direkten Kontakt zum Verkaufspersonal zu halten. Ende der 90er haben wir zudem den Export ins europäische Ausland begonnen. Welche Länder das sind, das habe ich ja schon erwähnt. Heute beträgt unser Exportanteil übrigens 40 %.
Anfang 2005 dann haben wir die ersten Ausstechformen mit Prägung entwickelt und gefertigt. Die gab es vorher noch nicht, das war ein weiterer Schritt, um noch mehr Vielfalt bei den Ausstechformen an zu bieten. Solche innovativen Ideen entstehen häufig durch Gespräche mit dem Fachhandel. Und dann greifen wir natürlich auch Trends wie das Brotbacken auf, oder aktuelle Zeitgeistthemen. Auch anlassbezogene Themen wie Weihnachten, Ostern, Muttertag, Kindergeburtstag entwickeln wir mit neuen oder angepassten Motiven weiter.
2008 sind wir dann an den heutigen Firmensitz im hessischen Allendorf umgezogen. Damit verbunden war auch eine Verdreifachung der Größe, dadurch konnten wir unsere Abläufe stark optimieren. Wer bei uns bis 12 Uhr mittags einen Auftrag platziert, der kann sicher sein, dass die Bestellung noch am selben Tag raus geht. Durch unsere zentrale Lage hat der Handel in der Regel sein Paket innerhalb eines Tages – egal, ob er in Flensburg oder in Passau sitzt. Auf diese kurze Reaktions- und Lieferzeit sind wir sehr stolz. Unser Mindestbestellwert liegt übrigens bei 80 Euro.
Und weiter geht es mit den wichtigsten Stationen: 2013 wurde schon wieder alles zu klein, wir haben darum noch einmal angebaut, und unsere Fläche noch einmal verdoppelt. Jetzt haben wir die optimale Größe. Die Weichen für eine weitere erfolgreiche Entwicklung sind also gestellt, die Kapazitäten sind vorhanden. Wir haben mit Weitblick gebaut.
tischgespraech.de: Wie geht es dem Unternehmen heute? Wie wollen Sie die kommenden Jahre gestalten?
Peter Städter: Nach Corona geht es uns wieder sehr gut, insbesondere seit dem vergangenen Jahr. Das Thema Backen liegt weiterhin im Trend. Der vergangene Sommer war zwar schwierig, der Abverkauf aufgrund der hohen Temperaturen, der unsicheren wirtschaftlichen Lage sehr ruhig. Außerdem war 2022 die Warenverfügbarkeit sehr schlecht, das hat sich vor allem bei den Saisonartikeln negativ ausgewirkt. Es war schwierig die Saisonartikel zur richtigen Zeit da zu haben. Die vergangenen Jahre haben auch gezeigt, dass sich die Produkte und Themen wandeln, das ist ganz normal. Das sieht man am Beispiel Brot, das ist der Hype der letzten drei Jahre, dafür werden Torten immer kleiner.
Verbraucher sind zudem preisbewusster, aber stärker sensibilisiert im Hinblick auf Qualität und Nachhaltigkeit. Das Qualitätsbewusstsein ist eindeutig gestiegen, die Qualität muss stimmen. Das hat sich während Corona geändert. Lange Lebensdauer, gute Handhabung, leichte Pflege. Das ist heute gefragt.
tischgespraech.de: Das Thema Backen hat während der Pandemie geboomt. Welche Produkte waren noch besonders gefragt?
Peter Städter: Kreative Kuchen und Gebäck waren stark. Die Spring- und Kastenform sowie die für den Gugelhupf sind einfach nach wie vor gut gefragt, und Brot hat alles geschlagen! Hat alles überholt, vor allem neue Rezepte dafür waren stark gefragt. Wir haben aber auch einen demografischen Wandel bei unseren Kunden bemerkt: Früher waren sie über 40, heute sind sie Mitte 20. Es ist hip geworden, zu backen und etwas selber zu machen. Das hat sich verändert und das wirkt sich auch auf die Produkte aus. So sind heute kleinere Formen und interessante Motive stärker gefragt, oder auch mal was Neues. Zum Beispiel eine 18er Springform. Auch Fingerfood ist ein Riesenthema, wie zum Beispiel kleine Donuts. Schnell, einfach und selbst gemacht. Diese Zielgruppe hat zudem kein Problem damit, mal eine Backmischung zu verwenden. Neue Motive sind immer ein Thema wie auch das saisonale Backen mega im Trend liegt.
tischgespraech.de: Wie sieht denn aktuell die Lage bei den Preisen, bei der Warenverfügbarkeit aus?
Peter Städter: Die Lage scheint sich aktuell zu entspannen. Noch im vergangenen Jahr mussten wir uns regelmäßig mit höheren Kosten für Rohstoffe, Energie und Frachten auseinandersetzen, das hat sich nun etwas beruhigt. Wir müssen schauen, wie sich das weiterentwickelt. So konnten wir Anfang 2023 die Preise vom vergangenen Sommer konstant halten. Im Interesse vom Handel und Endverbraucher:innen hoffe ich sehr, dass sich die Situation bei Rohmaterial, Personal, Lieferketten und Energiekosten nun nachhaltig beruhigt.
tischgespraech.de: Wie sieht es denn übrigens mit veganem und zuckerreduziertem Backen aus?
Peter Städter: Bei den Streudekoren merken wir das total, da gibt es jetzt neue Produkte, um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden. Das heißt: Bio, Vegan und sogar für Allergiker:innen geeignet. Aber diese Produkte haben durch die natürlichen Farbstoffe jetzt auch eine andere Anmutung, bzw. andere (Back-)Eigenschaften. Wir haben das Thema vegan auf dem Schirm, bieten zum veganen Backen auch Produkte an. Man muss sich aber auch im klaren sein, dass das ein anderes Backen und Verzieren ist. Auch Produkte, bei denen natürliche Farbstoffe zum Einsatz kommen, sehen anders aus, als solche, die auf künstlichen Farbstoffen basieren. Bei natürlichen Farbstoffen und den Zutaten für das vegane Backen, ist die Auswahl eingeschränkter. Darüber muss man sich im klaren sein.
tischgespraech.de: Herr Städter, vielen Dank für das Gespräch!