- KONZEPTE -
Es ist nicht zu überhören, die Inhaberin des kreativ gestalteten Geschäfts mit dem bezeichnenden Namen „my Blackforest“ in St. Blasien kommt nicht aus dem Schwarzwald. „Es war mein Mann, der mir vor fünfzehn Jahren auf dem Rückweg einer Reise aus Österreich ein - wie er sagte - bezauberndes Örtchen zeigen wollte“, beschreibt die Emderin Marion Bakker, ihre erste Bekanntschaft mit St. Blasien und Umgebung. Dem Geschäft ist dies aber nicht anzumerken, hier begrüßt die Besucherin und den Besucher echte Schwarzwaldatmosphäre.
Nach dem ersten Date mit der Region brauchte es dann auch noch ein paar Jahre bis 2010 klar war, der südliche Hochschwarzwald wird die neue Heimat von Hans-Wilhelm Peters und Marion Bakker. Die Idee, Produkte aus dieser Region oder mit Bezug zum Schwarzwald zusammenzutragen und über einen Internetshop zu verkaufen, lag bei so viel persönlicher Begeisterung für den Black Forest dann einfach nah.
Doch schnell stellte sich heraus, dass der Online-Handel alleine den ausgesuchten und ästhetisch anspruchsvollen Produkten – angefangen bei modernen, aber auch klassischen Kuckucksuhren, Kleinmöbeln und Dekoartikeln bis hin zu Kerzen, Textilien, Küchenhelfern sowie Spirituosen und kleinen kulinarischen Spezereien – so nicht gerecht werden kann. „Die Dinge, die ich verkaufe, brauchen Raum sich zu präsentieren und wollen auch angefasst werden. Die Haptik der liebevoll bearbeiteten Oberflächen aus Holz, Stoff, Metall & Co., der Klang einer Kuckucksuhr, der Duft einer Seife, all das will mit allen Sinnen erlebt werden“, beschreibt Marion Bakker. Und so war es 2015 eine gute Gelegenheit, als sie und ihr Mann nach langer Suche die 600 qm große Location am Rande von St. Blasien unmittelbar neben der Alb entdeckten – eine leere Lagerhalle, die noch so gar nicht nach „my Blackforest“ aussah. Die „Schwarzwald-Geschichte“ und das passende Ambiente musste hier erst noch entworfen werden.
Mit ausgeprägtem Ideenreichtum schuf das Inhaberpaar ein Einkaufsrevier der besonderen Art. Ihre Liebe zum authentischen Detail und eine eigene Vorstellung davon, welche Elemente und Stilmittel für die Region und das, was sie verkörpert, typisch sein könnten, waren mit von der Partie. Das „my“ im Firmennamen verdeutlicht dies unmissverständlich. Als Ostfriesen hatten sie hier gewissermaßen auch den manchmal notwendigen Blick von außen auf das wirklich oder vermeintlich Typische. Verkaufsinseln auf Holztischen, nicht mehr gebrauchsfähige Heuwagen, modern interpretierte Hütten mit puristischer Linienführung, dafür aber mit rustikalem Zirbenholz ausgekleidet, ein Hochsitz mit Blick aufs Sortiment, grobe Baumstämme, eine Baumskulptur aus gebürstetem, rostigen Metall, Dielenböden oder hier und da Holzhackschnitzel auf dem Boden – all das bildet den inspirierenden Background für die Produkte bei „my Blackforest“.
Ein Bollenhut kommt selten allein
„my Blackforest“ macht das Shoppen von Accessoires für ein gemütliches Zuhause und Genießen zum Vergnügen. Hier ist so manches Augenzwinkern im Raum – angefangen bei dem Hocker mit Kissen im Bollenhut-Design, über die Marmeladengläser mit Bollenhut-Deckel, Bilder von Schwarzwaldmädels und -jungs, die der eigentlich aus der Modebranche stammende Künstler Gerhard Völkle lässig in Szene setzt, oder auch spielerische Variationen von Hirschen, Hirschgeweihen, Kühen sowie natürlich immer wieder Kuckucksuhren. „Hier kann jeder seine Kuckucksuhr nach seinem Geschmack finden bzw. sich auch nach besonderen Modellen erkundigen. Bis heute hatte ich noch keine Bestellung für eine Kuckucksuhr in Pink, aber denkbar ist es“, lächelt Marion Bakker und weist gleichzeitig auf die hohe Qualität dieser tickenden Schwarzwald-Synonyme hin.
Stories rund um ein schönes Zuhause
Bei „my Blackforest“ dürfen die Produkte Geschichten rund um den (Schwarz-)Wald, das Landleben und ein gemütliches Zuhause erzählen. Einfallsreiche Hersteller wie Räder, Designimdorf, Raumgestalt, Lambert, Steen Design, Sander, Wollzeit, :Blackest-Forest:, um nur einige zu nennen, fordern mit ihren Sortimenten geradezu dazu auf, eine eigene Vorstellung von einem gemütlichen Zuhause oder auch witzigen Outfit zu entwickeln. Und genau mit dieser Aufforderung und den Vorstellungen, die jeder Kunde und jede Kundin für sich hat, spielt Marion Bakker auf wohltuende und ansprechende Weise. Die Idee, im Store auch eine kleine Galerie mit wechselnden Kunstwerken zu betreiben, hat die Inhaberin jetzt aufgegeben. Die Durchführung war sehr zeit- und nicht zuletzt platzaufwändig. Dieser Platz wird jetzt für weitere charmante und verkaufsstärkere Produktideen genutzt.
Haben denn auch kleinere Produzenten aus der Region die Möglichkeit über „my Blackforest“ ihre Ware zu vertreiben? „Ja, selbstverständlich, gerade die in der Schwarzwald-Region oder auch im Kaiserstuhl produzierten Produkte nehme ich gerne in mein Portfolio auf“, betont Marion Bakker. So hat sie zum Beispiel „Schwarzwald-Kaviar“ im Angebot. Die in Rotweinessig und Traubenmost eingelegte Senfsaat hat den Weg zu ihr genauso gefunden wie die selbstgemachte Marmelade mit Bollenhut-Design oder Kräuterliköre und ein paar Weine: Die Produzenten haben sie einfach angesprochen.
Kooperation und Inspiration
Wie ist es denn um die Kundenstruktur im stationären Handel von „my Blackforest“ bestellt? „Natürlich sind es viele Touristen, die mein Geschäft in Urlaubseinkaufsstimmung besuchen. Hilfreich ist für mich da eine kollegiale Kooperation mit einem großen Bekleidungsgeschäft hier in St. Blasien. Wir machen gegenseitig auf unser Produktspektrum aufmerksam und so kommen Menschen in Shopping-Laune garantiert auch bei mir vorbei. Aber auch Einheimische und die Nachbarn aus der Schweiz wissen mein Angebot immer mehr zu schätzen“, freut sich Marion Bakker. Und der Onlineshop? „Er funktioniert, aber die Verkaufszahlen sind mit denen des stationären Handels nicht zu vergleichen, sie liegen deutlich niedriger“, fasst sie kurz zusammen.
„my Blackforest“ und die Idee von dem, was schwarzwaldtypisch ist bzw. dafür steht, lebt von der Inspiration auf unterschiedlichsten Wegen. Eine wichtige Inspirationsquelle sind für Marion Bakker dabei die Messen, aber auch ihre Kundinnen und Kunden selbst. „Es ist manchmal erstaunlich, mit welcher Energie sich Kunden für die Aufnahme bestimmter Produkte in mein Sortiment einsetzen – und da greife ich auch so manchen Tipp gerne auf.“ Schwersten Herzens muss Marion Bakker darauf verzichten, sich mit ihrem Mann über ihr gemeinsames Geschäft und dessen Weiterentwicklung auszutauschen. Hans-Wilhelm Peters ist zu Beginn des Jahres völlig unerwartet verstorben. „Unsere vor Jahren gemeinsam entwickelte Geschäftsidee weiterzuführen, ist mir ein sehr großes Anliegen und viele Menschen aus der Region helfen mir ganz wunderbar dabei“, betont Marion Bakker. Dass die Idee in der schönen Umgebung tragfähig ist, davon waren die Nordlichter von Anfang an überzeugt.