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Eine ganz besondere Auszeichnung soll dem Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge zukommen: Der Freistaat Sachsen schlägt das „Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge“ für das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes vor. Voraussichtlich im Frühjahr 2025 soll die Entscheidung fallen.
Der Freistaat folgt damit einer Empfehlung des Sächsischen Kultursenats und nimmt das „Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge“ zugleich in die Sächsische Landesliste des Immateriellen Kulturerbes auf. Eingereicht wurde die Bewerbung vom Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V., der Dachorganisation von mehr als 50 Herstellern Erzgebirgischer Volkskunst – von kleinen Familienbetrieben bis hin zu mittelständischen Unternehmen.
„Ein Weihnachten ohne Schwibbögen, Pyramiden, Räuchermänner oder Nussknacker – das ist in Sachsen undenkbar. Das Erzgebirgische Kunsthandwerk gehört einfach dazu und prägt die regionale Kultur und Identität,“ sagt Sachsens Kultur- und Tourismusministerin Barbara Klepsch. „Das Erzgebirge steht seit Jahrhunderten für authentische Handwerkskunst im besten Sinne des Wortes. Hier entstehen einzigartige und qualitativ hochwertige Erzeugnisse, für die ganz spezielle Handwerkstechniken entwickelt wurden, etwa das Reifendrehen oder das Spanbaumstechen.“
Das Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge hat eine lange Tradition und wird bis heute von zahlreichen Handwerksbetrieben und Manufakturen in der Region fortgeführt. Die Herstellung erfolgt oft in kleinen Familienbetrieben, in denen das Wissen und die Techniken von Generation zu Generation weitergegeben werden. Zudem ist die Holzspielzeugmacher- und Drechslerschule in Seiffen die einzige Schule in ganz Deutschland, die eine Ausbildung zum Holzspielzeugmacher anbietet. So bleiben die hohe Qualität und die Einzigartigkeit der Kulturform erhalten.
In der Bewerbung „Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge“ liegt der Fokus auf der Pflege, Weitergabe und ständige Weiterentwicklung dieser Tradition, für die im Erzgebirge neue Wege gegangen und innovative Modell entwickelt werden. Beantragt wird deshalb die Anerkennung als Modellprogramm für das „Register Guter Praxisbeispiele der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes.“ Die ins Register aufgenommenen Modellprogramme und -projekte stehen beispielhaft für effektive Maßnahmen zur Erhaltung Immateriellen Kulturerbes und sollen bundesweit Anregung und Inspiration bieten.
Bei der Antragstellung wurde der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V. durch die „Denkstatt Erzgebirge“ unterstützt, Preisträgerin des simul⁺Wettbewerbs „Ideen für den Ländlichen Raum“ 2019. Die Denkstatt arbeitet an der Zukunft des erzgebirgischen Kunsthandwerks. Sie entwickelt dafür neue Ideen für Design, Marketing und Vertrieb und die Vernetzung von Handwerksbetrieben, Manufakturen und kreativen Köpfen.
Beim immateriellen Kulturerbe stehen Kulturformen im Mittelpunkt, die von praktischem Wissen und Können der Menschen getragen werden. Dies reicht von Kunst- und Handwerkstechniken über mündliche Überlieferungen bis hin zu speziellen Aufführungspraktiken von Tanz, Theater und Musik. Das immaterielle Kulturerbe repräsentiert eine lebendige Alltagskultur, die von Generation zu Generation weitergegeben wird und damit auch ein Gefühl von Zugehörigkeit und Identität vermittelt.
Zum immateriellen Kulturerbe in Deutschland gehören unter anderem die Bräuche und Feste der Lausitzer Sorben, die sächsischen Bergparaden und Bergaufzüge sowie die sächsischen Knabenchöre.