- HINTERGRUND -
Seit einigen Wochen ist Claus Tormöhlen Head of Brand-Management bei der B2B-Orderplattform Nextrade. Seine Aufgabe: Inhalte und Prozesse noch stärker auf die Anforderungen der Einkäufer und Markenpartner auszurichten. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, welche Punkte dabei besondere Priorität haben und wie es um den Datenstandard in der Branche bestellt ist.
Welche Punkte stehen in den berühmten 100 Tagen auf Ihrer Agenda, wie wird Nextrade für Einkäufer, sprich den Handel, verbessert?
Claus Tormöhlen: Ich habe das große Glück, bei Nextrade ja nicht bei null anfangen zu müssen. Das sehr motivierte Team rund um Daniel Zander arbeitet permanent mit unseren Partnern aus Industrie und Handel an der Verbesserung von Nextrade und schafft eine sehr gute Basis für die weiteren gemeinsamen Maßnahmen. Mein Dank an dieser Stelle an das ganze Team.
In den ersten 100 Tagen stehen für mich zwei Themen im Mittelpunkt – zum einen die stärkere Ausrichtung und „Übersetzung“ aller Inhalte und Prozesse auf die Anforderungen der Einkäufer und Markenpartner. Das umfasst unter anderem die Strukturierung der Marken und Produkte in einer neue Kategorien-Suche in Anlehnung an verwandte Einkaufsthemen, beispielsweise Kochen & Essen, und Handels-Abteilungen, aber auch die Verbesserung des Markenportfolios durch die Aufnahme noch fehlender Marken aus den Kernhandelssortimenten sowie die klare und verständliche Kommunikation der Möglichkeiten, Hilfestellungen, Services und Vorteile aller Nextrade-Produkte im täglichen Gebrauch der Einkäufer und Markenpartner. Stichpunkte sind hier vor allem Order & Daten, Drop-Shipping, Branchen-Insights‚ Best Practises etc. Zudem gehört dazu die Überarbeitung der Website zur Vereinfachung der Handhabung und einer intuitiven Navigation und Information. Das große zweite Thema ist in meinen Augen die Aktualisierung und Weiterführung der strategischen Ausrichtung von Nextrade zur zielgerichteten Bündelung und Stärkung aller Maßnahmen, Produkte und Ideen.
Sie haben Ihre berufliche Erfahrung in großen Handelsformen gesammelt, wie werden Sie den Facheinzelhandel an Nextrade heranführen und sehen Sie diesen als Zielgruppe?
Claus Tormöhlen: Sicherlich waren meine Stationen bei Karstadt und Galeria Kaufhof stark geprägt von einem Geschäftsmodell der vielen Standorte und Filial-Größen. Dagegen wurden die einzelnen Stores der KaDeWe-Group wie ein starker Fachhändler am Standort geplant und behandelt. Dabei ist aber auch zu berücksichtigen, dass das KaDeWe neben der internationalen Ausrichtung auch sehr stark lokal verwurzelt ist. Das war vor allem im Bereich Home & Living deutlich ausgeprägt. Daher sind mir die Anforderungen seitens des Facheinzelhandels bekannt.
Nextrade ist für alle Handelsformate da. Der Fachhandel ist und bleibt daher die wichtigste Zielgruppe für Nextrade. Anwendungsbeispiele und ausführliche Erläuterungen helfen hier in der Umsetzung. Das gesamte Nextrade-Team steht darüber hinaus auch gern persönlich mit Rat und Tat zur Verfügung. Mit seinen unterschiedlichen Produkten und Services kann jedes Format seine optimalen Produkte und Leistungen auf Nextrade auswählen. Der Facheinzelhandel kann beispielsweise im Einkauf neue Marken und deren Kontakte suchen oder Produkte ordern mit Anbindung der Daten an die eigene Warenwirtschaft. Oder den Verkauf am PoS und Online unterstützen mit Drop-Shipping für mehr Kundenservice bei gleichzeitiger Bestandsreduzierung oder auch durch Nutzung der Nextrade-App im täglichen Verkaufsprozess. Bei Warenhäusern, Möbelhäusern und Filialisten steht neben den bereits angeführten Punkten vor allem der Content im Mittelpunkt. Nextrade kann für viele relevante Marken alle Produktdaten in den gewünschten Formaten einheitlich und zusammengeführt zur Verfügung stellen. Das spart Zeit und Kosten.
Nextrade versteht sich als internationale Einkaufsplattform. Wie sinnvoll ist es für den "kleinen Einzelhändler", seine Sortimentszusammenstellung über Nextrade zu globalisieren und wie barrierefrei ist dies?
Claus Tormöhlen: Die internationale Ausrichtung von Nextrade bietet allen Händlern und Einkäufern die gleichen Möglichkeiten. Damit profitieren gerade die angesprochenen „kleinen Einzelhändler“ von den Möglichkeiten und Zugängen eines internationalen Department Stores. Natürlich sind nicht alle Marken und Hersteller für jeden Fachhändler gleichmäßig relevant, aber wir sprechen auch den griechischen oder spanischen „kleinen Einzelhändler“ an, der wieder ganz andere Marken benötigt. Darüber hinaus suchen Kunden nicht mehr nur nationale Marken. Instagram, Influencer, Messen und Wohnzeitschriften haben zu einem inspirierenden Mix an bekannten und neuen Marken ohne Landesgrenzen geführt. Unser Vorteil ist, dass mit geringem Aufwand alle Informationen, wie Kontakte, Konditionen, Produktdaten etc. zur Verfügung stehen. Das führt zu einem deutlichen Abbau der Barrieren. Was wir noch verbessern wollen, ist die Auswahl der Sprachen zu erhöhen.
Wie stark wird der Messebesuch zukünftig mit dem Vorab-Nextrade-Besuch vernetzt und wie wirkt sich das auf die Präsenzmessen aus?
Claus Tormöhlen: Messen und Nextrade bilden eine Einheit und können Synergien heben, analog der heute üblichen Einkaufspraxis vieler Kunden am PoS mit der Online-Vorab-Information und dem Einkaufserlebnis im Handel. Schon im Vorweg der Messe können die Marken und Hersteller kontaktiert werden und die Geschäftsbeziehung starten. Dann verbleibt auf der Messe selbst mehr Zeit für die eigentlichen Produkte und den wichtigen persönlichen Austausch. Während des Messebesuches können über die neue Nextrade-App die Produkte ausgewählt, in Nextrade in den Warenkorb gelegt oder direkt geordert werden. So sind für die Order schon alle Daten vorhanden, wenn der Einkäufer in sein Büro zurückkehrt. So geht auch keine „Messe-Idee“ mehr verloren.
In Gesprächen mit Händlern hören wir immer wieder, dass nach wie vor die Datenpflege insbesondere für den E-Commerce erhebliche Herausforderungen bietet. Was kann und wird Nextrade tun, einen Datenstandard oder ein Clearing durchzuführen?
Claus Tormöhlen: Nextrade bietet schon heute eine einheitliche Order & Datenplattform an, in der alle relevanten Daten für die unterschiedlichen Anwendungen, beispielsweise Warenwirtschaft oder B2C-Shop in einem standardisierten Format gebündelt und aufbereitet sind. Nextrade ist daher auf dem besten Wege, DIE zentrale und internationale Daten-Plattform der Home & Living Branche zu werden
Gibt es grundsätzliche Probleme, ggf. auch auf juristischer Ebene, die für die Standardisierung und umfassende Bereitstellung der Daten noch gelöst werden müssen?
Claus Tormöhlen: Vor allem die permanente Pflege und Qualität der Produktdaten ist eine Herausforderung für unsere Markenpartner. Durch viele Maßnahmen verbessern wir kontinuierlich diese Daten und vereinfachen die tägliche Handhabung. Der Datenschutz wird natürlich dabei permanent geprüft und stellt aktuell hier kein Problem dar. Durch die notwendige Zustimmung der Marken, sind unsere Daten geprüft und ohne Bedenken anwendbar. Somit können unsere Partner alle Vorteile unserer standardisierten Daten nutzen.
Ist das "Datenproblem" eher eine deutsche Angelegenheit und haben internationale Anbieter hier einen Vorsprung?
Claus Tormöhlen: Nein, weder eine deutsche Angelegenheit, noch ein Vorsprung internationaler Anbieter.
Welchen Zeithorizont sehen Sie, bis der Einkauf über globale B2B-Plattformen bzw. DIE globale B2B-Plattform in der Branche sowie standardisierte Daten selbstverständlich sind?
Claus Tormöhlen: Der Erfolg von nmedia im Bereich der Stammdaten und EDI hat in den letzten Jahren gezeigt, dass standardisierte Daten für alle Partner deutliche Vorteile haben. Hier konnten sicherlich alle Partner Erfahrungen und Vertrauen sammeln.
Die letzten Monate haben dazu geführt, dass viele Händler und Marken die Digitalisierung ihrer Geschäfte deutlich forcieren und die Hemmschwellen für die Nutzung standardisierter Daten sinken. Daher hoffen wir, dass auf dieser Grundlage mit einer hohen Geschwindigkeit B2B-Plattformen, standardisierte Daten und Nextrade zur neuen „Normalität“ unserer Branche werden.