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  • AutorenbildChristine Dicker

Der EVL tagte in Kitzbühel: Move – ein Fitnessprogramm für Unternehmen

- HINTERGRUND -


 

Der EVL ruft und viele, viele kamen. Oder sagen wir besser: Sie bewegten sich nach Kitzbühel – denn genau das war das Motto der EVL-Tagung am 10. und 11. Juni im Kitzbühel Mountain Design Resort: Move – beweg Dich! Warum das so gut passte, das zeigten die vielen hochkarätigen Referenten. Am Ende der Tagung war oft zu hören: Eine der besten Tagungen des EVL bisher!

Zurück an den Start: Bevor Lars Adler die 93 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßte, gab es noch eine weitere Begrüßung. Ein Willkommen für die neuen Mitglieder des EVL, die erstmals dabei waren. Ein schöne Geste, die dazu beiträgt, dass jeder sich sofort angenommen fühlt.


Lars Adler spannte dann gekonnt den Bogen von der Historie Kitzbühels bis zur heutigen wirtschaftlichen und politischen Lage, um dann beim Motto der Tagung anzukommen: Aufgabe des Verbands sei es, fit für die Zukunft zu machen. Eine Zukunft, die uns allen viel abverlange. „Wir können beweglich und schnell sein. Daher heißt das Motto Move!“ schließt Adler ab, bevor er an Axel Gottstein übergibt, der wie in den Jahren zuvor die Tagung moderiert.


Der spricht ein Thema an, das alle bewegt: Die Kaufzurückhaltung der Menschen in Deutschland. So hat ein Anstieg der Verbraucherpreise um 5,9 % zu einer Kaufzurückhaltung von 27 % geführt. Die Konsumflaute habe also nichts damit zu tun, dass kein Geld mehr da sei, sondern dass die Menschen nicht mehr kaufen wollen. „Eigentlich ist Geld da, aber die Psyche verhindert den Konsum.“ Was also gilt es zu tun? Die vielen Krisen der vergangenen Jahren haben uns gezeigt, dass Disruptionen ständig passieren und uns zu Veränderungen zwingen. „Wir wollen Euch heute Treibstoff mitgeben, damit ihr in den Move kommt,“ schließt Gottstein seine Einführung ab.

Und dann ging es auch schon rein ins Programm, ohne Ablenkung, konzentriert. Bei bestem Tagungswetter, denn es regnet zwei Tage lang. Treibstoff liefert gleich der erste Referent, Ruppert Bodmeier, CEO & Co Founder des 2018 gegründeten Konzerns disrooptive, schon mal reichlich. In seinem Vortrag zeigt er auf, wie man den Vertrieb neu denken und die KI auch dafür einsetzen kann. Auch er weist darauf hin, dass sich das Tempo der Umwälzungen massiv beschleunigt habe. „Wer auf technische Umwälzungen zu spät reagiert, der wird aus dem Markt gekegelt.“ Was also tun? Disruption ist eine Geisteshaltung, so Bodmeier. Das heißt, man sollte versuchen, Kompliziertes einfach zu machen. Lösungen nachhaltig zu denken und aus Sicht der Menschen zu entwickeln. Und die KI nicht als Konkurrenz, sondern als Sparringspartner zu sehen. Gefragt ist substraktives Denken, das sei der Schlüssel zur Optimierung. Die KI helfe, Dinge effizienter zu machen, dem Menschen komme in diesem Prozess die überaus wichtige Aufgabe zu, die Qualität zu erkennen.

Im zweiten Vortrag Move im E-Commerce, die neue Welt von Temu und Ali Baba stellt der E-Commerce Experte Jochen Krisch die verschiedenen Anbieter vor, wobei Temu derjenige ist, der mit der größten Wucht im europäischen Markt Fuss fassen will. Beeindruckend – oder beängstigend? - in welch kurzer Zeit sich dieser Marktplatz, hinter dem das erst zehn Jahre und finanziell überaus potente Unternehmen Pinduoduo steht, auf dem deutschen Markt breit gemacht hat. Krisch weist darauf hin, dass Temu erst in 3/2023 in Deutschland startete.


Wer jetzt wie viele fordert, Temu in Deutschland zu verbieten, dem erklärt Krisch folgendes: In Phase 1, die jetzt gerade stattfindet, ist Temu eine Plattform für chinesische Anbieter. Ein Rund-um-sorglos-Paket für die Unternehmen. In Phase 2 soll der Marktplatz dann für alle Anbieter geöffnet werden, also auch lokale Unternehmen. Und in Phase 3 werden dann auf Temu höherwertige Angebote zu finden sei. Das sei die Phase der Monetarisierung, mit der die Plattform Geld verdienen wird. Auf lange Sicht sei Temu damit eine Konkurrenz zu Amazon, der wiederum wirbt auf dem chinesischen Markt für seine Plattform. Wer also Produktkompetenz hat und Storytelling wie auch aktives Verkaufen kann, für den sei Temu durchaus interessant, so Krisch. Und eröffnet damit eine völlig neue Perspektive. Wie schnell sich übrigens E-Commerce wandelt, zeigt Krisch auch noch am Beispiel Tik-Tok, das das Live-Shopping groß gemacht und gute Chance habe, dieses Geschäftsmodell zu monetarisieren.


Move durch KI im Mittelstand - was KI für die Wirtschaft wirklich bedeutet. Das ist das Thema des Management-Beraters Dr. Dirk Weiss. Der schon einmal zeigt, was die ChatGPT alles kann: So verpflanzt er seinen Avatar auf eine Konzertbühne und lässt ihn dort performen. Bis auf ein paar Details eine überzeugende Vorstellung… KI basiert auf maschinellem Lernen, ChatGPT habe nur zwei Monate gebraucht, um mehr als 100 Mio. Nutzerinnen und Nutzer zu erreichen. Da kommt den Zuhörern wieder Bodmeiers Vortrag in den Sinn, der von dem rasanten Tempo der Veränderungen spricht. Weiss zeigt aber auch, welche Chancen in der ChatGPT stecken, wie sie Abläufe einfacher und effizienter machen kann, sodass mehr Raum für kreative Prozesse entsteht. Fakt sei aber auch, dass durch ChatGPT Realität und Fiktion immer stärker miteinander verschmelzen.


Viel Input, viel Treibstoff für den Move. Axel Gottstein lädt noch einmal alle Referenten sowie einige Tagungsteilnehmer zu einer Diskussionsrunde ein, bevor er die Bühne dann den Messen überlässt. Die Messe Frankfurt ist mit Susanne Schlimgen, die die Nordstil betreut, und Stefan Schopp, der von Eva Olbrich die Christmasworld übernommen hat, vertreten. Schlimgen betont vor allem, dass man daran arbeiten müsse, die immer größer werdenden Schere, die zwischen den Ausstellern und den Besuchern der Nordstil bestehe, wieder schließen müsse. Die Aussteller monieren die Auftragslage, die Besucher freuen sich über Trendschauen und ein spannendes Angebot. Ein Thema, das aber an dieser Stelle nicht vertieft wird.


Auch die Veranstalter der TrendSet München mit Tatjana Pannier und Peter Urban sind nach Kitzbühel gekommen. Ihr Thema: Der neue Termin der TrendSet Winter 2025, der auf Ende Januar rückt. Und natürlich begrüßt auch Tatjana Lettner von der Messe Salzburg die Tagungsteilnehmer – sie hat ja sozusagen ein Heimspiel.


Dann heißt es nur noch: Umziehen und ab zum Abendessen! Das findet im Hotel statt und ist, wie die komplette Bewirtung zur Tagung, wirklich ausgezeichnet. Ein Lob an die Küche… Die Atmosphäre ist entspannt, fast schon familiär. Man kennt sich, spricht auch viel über Privates. Auch die „Neuen“ fühlen sich schon heimisch.

Tag 2, Start um 10 Uhr mit der Mitgliederversammlung. Bei dem einen oder anderen war es doch am Vorabend etwas länger, man hat sich in der Bar verquatscht. Das gehört auch dazu. Bei der Mitgliederversammlung Business as usual.


Erster Redner am zweiten Tag ist Patrik Kühl, Head of Strategic Initaitives and Partnerships Germany, Austria, Switzerland, bei Alibaba, der seinen Vortrag mit der Headline Alibaba und die 40 Mio. Lieferanten überschrieben hat. Er stellt nicht nur das neue Modell Alibaba vor, er zeigt auch auf, wie die KI der Lieferantensuche völlig neue Möglichkeiten eröffne: Man kann der KI im Kontext erzählen, was genau man sucht und bekommt dann genau die gewünschte Produktkategorie angezeigt. Auch Übersetzungen seien mit der KI möglich, sodass man im Live-Stream agieren könne.


Dann kommt mit Ralf Schuster ein Referent, der bereits im vergangenen Jahr in Isny begeisterte. Der geopolitische Experte gab ein Update zu den Themen, die uns alle beschäftigen: Was wird in Taiwan passieren? Was bedeutet Trump als nächster US-Präsident? Wie führungslos ist Europa? Und wie die Wirtschafts-Kriege als Mittel der Politik einzuschätzen sind. Fragen, auf die es aktuell keine Antworten gibt, und genau das ist das Problem, sagt Schuster: „Nichts ist schlimmer für den Konsum, als wenn man nicht weiß, was morgen passiert.“ Er fordert auch eine Komplexitätsreduzierung, oder einfacher gesagt: Traut den Menschen bitte wieder zu, sich kontrovers und komplex mit den Themen dieser Zeit, die alles andere als einfach sind, auseinanderzusetzen.


Vier Workshops stehen nach dem Mittagessen auf dem Programm: Florian Berger leitet „Move mit Trends – Wie erkenne ich Trends?“, Stephan Koziol übernimmt „Move mit Marketing/Strategien“, Lars Adler und Dr. Dirk Weiß gemeinsam „Move mit KI“ und Jan Philippi „Move mit Sourcing -China, Indien, Europa.“ Diese Workshops geben allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch einmal Gelegenheit, sich im kleineren Kreis auszutauschen, Fragen zu stellen und vielleicht die ein oder andere Gemeinsamkeit zu entdecken.

Und dann geht es schon dem Ende entgegen – nach der geistigen Bewegung kommt noch die (moderate) körperliche dazu: Wir laufen im leichten Regen zum Steghaus, wo der Abend bei ausgezeichnetem Essen und Getränken, vielen guten Gespräche und in bester Stimmung ausklingt. Die EVL-Tagung findet im kommenden Jahr vom 23. bis 24. Mai in Bingen am Rhein statt.

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